Brauch vor Hochzeit das Kranzbinden:
Ein Brauch vor der Hochzeit ist das Kranzbinden, welches natürlich gebührend gefeiert wurde. Mit einem Festspiel wurde es allerdings nur in Bremen begangen. Etwa zu Beginn des 19. Jahrhunderts begann man mit diesem Brauch und hielt bis nach dem Ersten Weltkrieg daran fest. Das Kranzbinden in Bremen ersetzte den Polterabend, blieb aber dem betuchten Bürgertum vorbehalten. Beim Kranzbinden ist nicht der Türkranz für das Brautpaar gemeint, welchen die Nachbarn vor der Hochzeit aufhängen.
In anderen Regionen pflegte man eine dem Kranzbinden in Bremen ähnliche Tradition. Dieser Hochzeitsbrauch wurde in Niederbayern (Gemeinde Ortenburg) in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zelebriert. Mehrere kirchliche Ankündigungen ware dazu erforderlich, wobei der Kranz am dritten Verkündigungssonntag gebunden wurde. Die Brautleute waren in der Kirche mit anwesend und gegen Abend versammelte man sich zum Kranzbinden im Hause der Braut. Es trafen sich Junggesellen und Brautjungfern, sie brachten gleich die Hochzeitsgeschenke mit. Außerdem wurden Details besprochen. Abschließend wurde getanzt.
In Südthüringen (Fränkisch-Hennebergische Region) und hier vor allem aus Meiningen gab es im 19. Jahrhundert ebenfalls das Kranzbinden. Es erfolgte am Sonntagabend vor der Hochzeit. Ledige Anverwandte und Freundinnen von Braut und Bräutigam wurden dazu eingeladen. Erst wurden Kaffee und Kuchen gereicht. Danach wurden von den jungen Frauen Sträußchen verschickt, die an verschiedene junge Männer in der Verwandt- und Bekanntschaft gingen. Es gab alkoholische Getränke und ein Tänzchen, man spielte Pfänderspiele. Die Gäste des Kranzbindens gaben dabei eine sogenannte „Haussteuer“. Bis auf die Geschwister wurde keiner der Kranzbinde-Gäste zur Hochzeit eingeladen.
In Niedesachsen war es um das 19./20. Jahrhundert herum gebräuchlich, einen Zwischentag zwischen Polterabend und Eheschließung als Kranzbindetag zu nutzen. Freundinnen der Braut banden hier den Kranz oder deuteten dies symbolisch an. Der Brautkuchen, welcher zum Kaffee gereicht wurde, war die Hauptsache. Fand eine der jungen Frauen eine eingebackene Kaffeebohne im Kuchenstück, dann war sie die nächste Braut.